Wie spricht man mit Atheisten über Glauben?
Alexander Garth ist seit August für die Vineyard-Bewegung tätig, die missionarische Gemeinschaften in der Bundeshauptstadt gründet. Im evangelischen Wochenmagazin ideaSpektrum empfiehlt Garth Christen, Atheisten mit Wertschätzung zu begegnen und nicht nach Defiziten in ihrem Leben zu suchen. Die wenigsten von ihnen hätten sich bewusst für ein Leben ohne Gott entschieden: «Vielmehr ist ihr Atheismus (wie auch der Glaube) das Resultat aus prägenden Begegnungen, Erziehung, Lebensumständen, Schicksalsschlägen.»
Wenn man den Unglauben eines Menschen verstehen wolle, müsse man auf seine Lebensgeschichte hören. Gute Fragen und engagiertes Zuhören sind laut Garth der beste Weg, um Gott ins Gespräch zu bringen. Er frage zum Beispiel, wie jemand den Atheismus für sich entdeckt habe und ob der Gesprächspartner gern etwas glauben würde.
In jedem schlummert die Sehnsucht nach Gott
Dem Theologen zufolge schlummert in jedem Menschen die Sehnsucht nach Gott: «Sie ist meistens ideologisch überlagert und unter weltanschaulichen Positionen verschüttet.» So gebe es die Überzeugung, «dass Glaube eine Art Krücke für schwache und labile Menschen ist». Aber tief im Herzen seufze «die Sehnsucht nach echter Liebe, tiefem Glück, tragfähigem Lebenssinn und nach Ewigkeit». Ein Gespräch über eigene Glaubenserfahrungen und ein segnendes Gebet könnten diese Sehnsucht wecken.
Der Atheismus habe keine wirklich befriedigende Antwort auf die Sinnfrage. Die Antworten der Gegenwart, die den Sinn des Lebens vor allem in Genuss, Partnerschaft, Sexualität, Kindern und Arbeit finden wollten, versagten bei Erfahrungen wie Arbeits- und Erfolglosigkeit, Leid, Krankheit und Sterben. Garth: «Wenn Atheisten aber Menschen begegnen, deren Leben Geborgenheit, Getragensein und Heiterkeit ausstrahlt, weil sie durch Gott den Sinn des Lebens gefunden haben, dann wird nicht selten das Verlangen wach, sich ernsthaft mit dem Glauben auseinanderzusetzen.» Garth: «In unzähligen Gesprächen mit jungen, atheistisch geprägten Menschen erlebe ich immer wieder, dass Christen nach ihren Gotteserfahrungen gefragt werden.»
Was Atheisten herausfordert: Von Gott verändertes Leben
Die meisten Menschen, die Gott leugnen, hätten das Vorurteil verinnerlicht, dass der Glaube nur anerzogen sei. Deshalb gebe es für sie kaum etwas Herausfordernderes als von Gott veränderte Leben, etwa «geheilte Ehen und Beziehungen, Überwindung von lebenszerstörenden Süchten und Bindungen, tapferes Anpacken von Problemen». Diese Lebensveränderungen nähmen Menschen oft verwundert wahr. Denn Atheisten seien der Ansicht, dass Religion – zumal das Christentum – völlig irrelevant für das normale Leben sei. Garth betont zugleich, dass kein Christ einen Nichtgläubigen bekehren kann: «Wer Atheisten mit dem Evangelium erreichen will, will ein Wunder. Wir sind lediglich Wegweiser zu Jesus, der Wunder tut, gestern und heute.»
Datum: 17.10.2013
Quelle: idea