Theaterstück zu Sklave Onesimus ermutigt uns heute
Marc Lendenmann, was muss man über die Produktion
«Nützli» wissen?
Marc Lendenmann: Im Einmann-Theaterstück begleitet
das Publikum «Nützli» auf einer bewegenden Entdeckungsreise: Zerfressende
Unzufriedenheit und mutige Flucht, euphorische Hoffnung und unverhoffter
Zusammenbruch, tiefe Erneuerung und ein unerwarteter Neuanfang – wie das Leben
so spielt... Hinter «Nützli» steckt der im Philemonbrief erwähnte Sklave
Onesimus, was auf Deutsch «der Nützliche» heisst. Das Stück dauert rund 40 Minuten und eignet sich für
Gottesdienste, Seniorennachmittage oder Abendveranstaltungen unter der Woche.
Es spricht Erwachsene, Jugendliche und Kinder ab dem Schulalter an. Auf einer
Mindestfläche von 3,5 mal 2,5 Metern finden alle Requisiten Platz. Technisch
braucht es ein Headset-Mikro sowie einen Klinkenstecker-Anschluss zur örtlichen
Verstärkeranlage.
Was soll mit «Nützli» erreicht werden?
Eine wenig bekannte Person aus der Bibel soll nahezu
hautnah erlebt werden können. Gerade in der heutigen digital-virtualisierten
Zeit bieten Live-Anlässe Dimensionen, die man auf dem Bildschirm nicht erleben
kann.
Können Sie ein, zwei Passagen etwas hervorheben?
Die wichtigste Szene ist das «Knastgespräch». Es ist
anzunehmen, dass Onesimus mit klopfendem Herzen den Besuch bei Paulus im
Gefängnis gemacht hat. Er musste ja damit rechnen, als entflohener Sklave
entdeckt und hart bestraft zu werden. Mit ebenso klopfendem Herzen berichtet
Onesimus in dieser Szene von seinen drängenden Fragen und den ermutigenden
Antworten von Paulus, die ihn sein vergangenes Leben in Ordnung bringen lassen.
Brüderlichkeit ist einer der Träume von Onesimus. Und dann erlebt er noch viel,
viel mehr als Brüderlichkeit: Er wird ein «Glaubenskind» von Paulus und vor
allem ein Kind des Himmlischen Vaters. Bewegende Momente!
«Ab in die Freiheit!» ist eine Szene mit taktpoetischen Elementen: Auf einer Warenbeschaffungs-Reise packt Onesimus die Chance zur Flucht. Er hat ja sogar noch Geld dabei. Dass das eigentlich seinem Herrn Philemon gehört, stört ihn überhaupt nicht. Da macht ihm das aufkommende Gewitter schon mehr Sorgen...
Gibt es etwas,
was Sie bei der Ausarbeitung entdeckt haben?
Bisher habe ich Musik für meine Projekte nur als Intro
oder Pausenfüller eingesetzt. «Nützli» ist das erste Programm, das «getaktet»
ist. Beim Textlernen und «takten» habe ich mich öfters gefragt, wieso ich mir
das eingebrockt habe... Aber ich merke selbst, wie die Hintergrundmusik die
verschiedenen Stimmungen unterstützt – bei mir selber und auch beim Publikum.
Kann ich alleine ein Theaterstück mit vier Personen spielen – und dabei trotzdem immer in der gleichen Rolle bleiben? Auch hier habe ich etwas Neues ausprobiert: Bei den drei Begegnungen helfen mir drei Museumspuppen, die ich vom Sinnorama übernehmen konnte.
Was ist die Hauptaussage des Programms?
Am Ende seiner Reise findet Onesimus, was er gesucht
hat: Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Aber anders, als er es sich vorgestellt
hat. Ganz anders. Besser anders!
Was ist Ihr Herzensanliegen?
Die Geschichte von Onesimus birgt Lebensmomente, die
wir auch heute noch erleben: Gipfelstürmer-Erlebnisse, Gefühlsausbrüche,
quälende Fragen, Ermutigungen und Wagnisse... Mich beeindruckt die Offenheit
von Onesimus: Er lässt sich auf seine eigenen Fragen ein, sucht Antworten. Er
lässt sich auf Ermutigungen und Zusagen von anderen ein, findet Frieden. Genau dazu möchte ich die Zuschauer auch ermutigen:
Nicht nur Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit zu suchen – sondern sich auf
den Weg machen nach echter Freiheit, wirklicher Gleichheit und tief erlebter
Brüderlichkeit.
Über Marc Lendenmann
Marc Lendenmann ist Kinderpfarrer, Theatraliker, Entert(r)ainer, Wortakrobat. Er ist seit 2008 beim Bibellesebund tätig und unterwegs mit den Projekten LEGO-Stadt, Gut zum Druck, whyNACHT und Nützli.
Zur Webseite:
Bibellesebund
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Datum: 10.09.2021
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet