Kann eine gescheiterte Ehe nochmal aufblühen?
Enttäuschung, Verletzungen und Wut führten
letztlich dazu, dass ihr nicht mehr an eurer Ehe festhalten wolltet. Welche
Erwartungen haben sich nicht erfüllt?
Monica: In den 3,5 Jahren bis zu
unserer Hochzeit verstanden wir uns blendend, gerieten nie aneinander. Nach dem
ersten Streit, einen Tag nach der Hochzeit, ging es jedoch mit unserer
liebevollen Kommunikation rasant bergab – «sizilianisches Temperament» und
«Walliser Sturheit» erwiesen sich als eine sehr explosive Mischung!
Stefan: Ich hatte nie
gelernt, Konflikte auszutragen. Jede kleine Bemerkung meiner Frau fasste ich
als Kritik auf. Ich war sehr nachtragend, zog mich zurück und begann, sie in
meinem dummen Stolz mit Liebesentzug zu bestrafen. Ich konnte nicht vergeben, das
zerstörte unsere Beziehung.
Fühlte sich der Tag der Scheidung als grosser
«Befreiungsschlag» an?
Monica: Ich liebte Stefan nach wie vor, er
fehlte mir. Ständig musste ich an ihn denken, obwohl ich einen neuen Partner
hatte, weil ich nicht allein sein konnte. Mich plagten immense Schuldgefühle.
Stefan: Irgendwie war ich
erleichtert, dass wir nicht mehr diese Kämpfe hatten. Doch um nicht an Monica
und an das Scheitern zu denken, vergrub ich mich in meine Arbeit.
Der Titel des Buches «Ich heiratete meinen Ex-Mann» nimmt schon
vorweg, dass ihr wieder zusammengefunden habt. Wie kam es dazu?
Monica: Das war nur möglich, weil
wir Jesus Christus kennenlernten und er unsere Herzen veränderte. Im August
2003 entschied ich mich für ein Leben mit Jesus, sechs Monate später, unabhängig
von mir, Stefan. Gott hat uns von unserer Schuld befreit, unsere Herzen geheilt
und uns eine neue Liebe füreinander geschenkt. Ich muss aber auch erwähnen, dass
ich, nachdem ich zum Glauben gefunden hatte, ganz glücklich war als geschiedene
Frau. Mir fehlte nichts und ich dachte nicht an ein Comeback mit Stefan. Als
mich dann eine Frau in der Gemeinde fragte, ob sie dafür beten dürfe, dass wir
wieder ein Paar werden, hat mich das im ersten Moment gestresst. Doch da ich
Jesus versprochen hatte, ihm treu nachzufolgen und seinen Willen tun zu wollen,
bat ich ihn, sich mir zu offenbaren. Und das tat er liebevoll durch die Bibel
(1. Korinther, Kapitel 7, Vers 11). Darauf sagte ich ihm: «Ok, wenn du das willst, sage ich
nicht Nein. Aber ich habe keine Ahnung, wie das gehen soll. Ich möchte nichts
Falsches tun, deshalb handle du.» Wie er das gemacht hat, steht ausführlich in
meinem Buch.
Was habt ihr konkret verändert, um nicht wieder ins gleiche
Fahrwasser zu geraten?
Monica: Wir mussten manches lernen. Aber was
uns in einem Streit immer wieder zur Vernunft und zum Frieden gebracht hat, war
der Entscheid, den wir noch vor unserem zweiten Ja ganz bewusst gefasst hatten
– diese Ehe zu Gottes Ehre führen zu wollen und seinen Geboten der Liebe
gehorsam zu sein. Wir haben gelernt, Eigenverantwortung zu übernehmen, und
vergeben einander, bevor wir schlafen gehen.
Wie pflegt ihr eure Beziehung, damit sie inniger und
tragfähiger wird und der Alltag euch nicht auseinanderdriften lässt?
Monica: Wir schauen auf die positiven Seiten
des andern, ergänzen uns gut, unterstützen uns und lassen uns auch frei. Mit
der Zeit haben wir gelernt, die Liebessprache des anderen zu sprechen. Heute
können wir gut miteinander reden und lassen uns auch ausreden. Wir hören
einander zu und versuchen, den Standpunkt des anderen zu verstehen. Kurz: Wir
sind gerne zusammen.
Leider nimmt die Zahl der Paare zu, die gläubig sind und
sich trotzdem trennen. Worin seht ihr die Gründe?
Monica: Häufig erleben wir Christen, die
sich in ihren Krisen mehr von ihren Gefühlen als vom Heiligen Geist, der
Wahrheit, leiten lassen. Meist ist bei einem der Partner die persönliche
Beziehung zu Jesus nicht mehr intakt. Zudem haben in unserer schnelllebigen
Zeit immer weniger Menschen die Geduld und Hingabe, die es in solchen Situationen
braucht. Wir erleben aber auch, dass Jesus
mit seiner übernatürlichen Kraft und Liebe sehr gerne hilft, wenn ein Ehepaar
mit seinen Sorgen und Mängeln zu ihm kommt.
Was braucht es, damit ein echter Neuanfang gelingt?
Monica: Dass die beiden ein Ja zueinander
haben, den unschönen Inhalt ihrer Ehe in Reue zum Kreuz bringen, einander von
Herzen vergeben und das Fundament ihrer Beziehung neu auf Jesus gründen. Darauf
können sie dann ihre Ehe Schritt für Schritt neu aufbauen.
Wo bekommt man Hilfe, wenn man es als Paar nicht mehr
schafft?
Monica: Gott soll immer die erste Adresse sein.
Als Ehepaar kann man an jedem Ort, zu jeder Zeit gemeinsam vor Gott treten und
ihn um Hilfe bitten. Weiter gibt es überall Ehetherapeuten, Eheseelsorger und
Menschen, die sich berufen fühlen, Ehepaaren zu helfen, so wie wir bei «we
want». Da die Ehe eine Institution Gottes ist und er der
Urheber der Liebe ist, weiss er am besten, wie beides funktioniert. So raten wir
zur Ehevorbereitung, wie auch für eine Therapie in einer christlichen
Fachstelle, die nicht problemlösend, sondern lösungsorientiert arbeitet.
Leider kommt es auch unter Christen zum Ehebruch. Was soll
der Schuldige tun? Was versteht ihr unter «Vergebung»?
Monica: Der Schuldige muss die Tat bereuen
mit der festen Absicht, es nie wieder tun zu wollen. Aber auch der «Unschuldige»
sollte sich prüfen und sich fragen, wo er mitschuldig wurde an der Untreue des
Partners. Wichtig ist, wenn der Schmerz, die
verletzten Gefühle hochkommen, diese immer wieder Jesus zu bringen. Das
zerrüttete Vertrauen wieder aufzubauen, benötigt viel Zeit. Derjenige, der
Ehebruch begangen hat, muss alles daransetzen, seinem Partner Verständnis und
Geduld entgegenzubringen.
Ob wir glücklich sind im Leben – als Single, verheiratet
oder verwitwet – hängt ab von…?
Monica: …dass wir unser Glück nicht von
Umständen oder Menschen abhängig machen, sondern von der Identität in Jesus.
Wenn wir an seiner Quelle der Liebe angeschlossen sind, wird der Durst unserer
Seele gestillt. Dann sind wir zufrieden und entlasten unsere Mitmenschen, indem
wir nicht etwas von ihnen erwarten, was nur Gott uns geben kann – die
vollkommene Liebe.
Dieser Artikel erschien zuerst im Magazin Ethos.
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Datum: 13.05.2020
Autor: Daniela Wagner
Quelle: Ethos