«Wir haben vergessen, wer wir sind»
Rund 700 Teilnehmende aus fast allen deutschen Bistümern und einige aus Nachbarländern kamen zur Konferenz «Divine Renovation» («Wenn Gott sein Haus renoviert») im Oktober nach Fulda. Eingeladen hatte Alpha-Deutschland, gemeinsam mit der katholischen Innenstadtpfarrei Fulda sowie der Organisation «Divine Ministries» (Halifax, Kanada), die der Hauptsprecher der Konferenz, Pfarrer James Mallon, vor acht Jahren gründete.
Pfarrer Mallon schilderte, wie er mit dem Alpha-Kurs Menschen für den Glauben erreicht. Es ist ein Glaubenskurs, der in der anglikanischen Kirchengemeinde «Holy Trinity Brompton» 1977 in London entwickelt wurde und von hier aus international Verbreitung fand. Weltweit gibt es etwa 30'000 Alpha-Kurse der verschiedensten Konfessionen in 152 Ländern.
Tausend Alpha-Kurse in Deutschland
Gegenüber Livenet berichete Pfarrer Armin Beck von einer «beachtlichen Zunahme» der Alpha-Kurse in Deutschland. Zurzeit gebe es in Deutschland 1'000 Alpha-Kurse. Beck ist Geschäftsführer von Alpha-Deutschland und Pfarrer des Landeskirchenamtes für Gemeindeentwicklung und missionarische Dienste der Evangelischen Kirche in Kurhessen und Waldeck.
Beck würdigte das «Willkommen» des Fuldaer Bischofs Dr. Michael Gerber, der den Gottesdienst im Hohen Dom leitete. In seiner Predigt sprach er sich für verstärkte Missionsbemühungen aus. Damals wie heute gehe es darum zu berichten, was Gott tue. Bischof Gerber forderte dazu heraus, neue Wege der Verkündigung zu suchen.
Drei Schlüssel für eine Veränderung der Gemeinde
Drei grundlegende Prinzipien für eine lebendige Gemeindearbeit erläuterte Pfarrer Mallon: Evangelistische Angebote, die Auswahl von Leitenden und das Vertrauen in die Leitung des Heiligen Geistes. Diese drei Schlüssel würden durch die Eucharistie zusammengehalten. Seine Gedanken dazu hat Mallon in seinem Buch «Wie Sie Ihre Pfarrei freisetzen. Jünger gewinnen und Leiter ausbilden mit Alpha» (Verlag D&D-Medien) veröffentlicht.Der kanadische Priester hob hervor, dass es im Verhältnis zum Heiligen Geist nicht nur darum gehe, diesen zu ehren. Das sei traditioneller Teil der katholischen Frömmigkeit. Es sei vielmehr entscheidend, dem Geist Gottes auch Raum zu geben und ihn zu bitten, dass er wirke.
«Vergessen, was die Bestimmung der Kirche ist»
Mallon verschweigt im Buch nicht, dass er bei seinen evangelistischen Bemühungen immer wieder auf starke Widerstände in der Gemeinde stosse. Er spricht hier auch von einer unsäglichen «Kultur des Minimalismus». So sei es keine Seltenheit, dass Räumlichkeiten für die Durchführung eines Glaubenskurses nicht leicht zu bekommen seien, weil sich andere Gruppen der Gemeinde querstellten.
Mallon macht deutlich, dass es eine Identitätskrise der katholischen Kirche gebe. «Ich behaupte, dass unsere tiefste Krise eine Identitätskrise ist und dass alle anderen Krisen Symptome für die grösste Krise von allen ist: Wir haben vergessen, wer wir sind und was unsere Bestimmung als Kirche ist.»
Mallon: Die katholische Kirche hat ein Problem
Die grösste Schwäche seiner Kirche sei die, so Mallon, den zentralen Auftrag von Jesus, Menschen zu Jünger zu machen, zu erfüllen. «Wir haben hier ein wirkliches Problem. Unsere Gläubigen sind aufgerufen, Jünger zu machen, aber die meisten von ihnen sind selbst noch gar nicht Jünger geworden.» Jünger zu sein bedeute, sich in einem «lebenslangen Prozess des Lernens von und über Jesus, den Lehrer und Meister, zu befinden». Viele Katholiken seien aber der Meinung, dass Lernen und Katechese nur etwas für Kinder sei.
Neben den beiden Konferenztagen (7. und 8. Oktober) gab es in Fulda ein Treffen für 135 Priester, Priesteramtskandidaten und Diakone und eine Schulung von «Alpha-Deutschland» für 320 Teilnehmende. Hier ging es um Fragen der Umsetzung der Konferenzimpulse.
Wenige Tage vor der Konferenz in Fulda war Pfarrer Mallon Sprecher eines Impulstages am 3. Oktober im Kloster Einsiedeln im Kanton Schwyz.
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Datum: 25.10.2019
Autor: Norbert Abt
Quelle: Livenet