Christen von Afrika-Cup-Team ausgeschlossen
Diese offensichtliche Diskriminierung ist «nur» die gut sichtbare Eisbergspitze einer systematischen Herabsetzung der Christen zu Bürgern zweiter Klasse.
Bei der Diskriminierung von Christen führend
Ägypten gehört zu den Vorzeige-Mannschaften des afrikanischen Kontinents, auch wenn diesmal im Achtelfinale gegen Südafrika Endstation war. Mit sieben Titeln sind die Pharaonen dennoch Afrika-Cup-Rekordsieger.
Und zum fünften Mal – auch das ist Rekord – tritt Ägypten als Gastgeber auf. Mit Mohamed Salah (jüngst Champions-League-Sieger mit Liverpool und Torschützenkönig der britischen Premier League) steht zudem der wertvollste Spieler des Turniers in den Reihen dieses Teams.
Doch gerade dieses Parade-Team ist noch in einer anderen «Disziplin» führend: Bei der Diskriminierung von Christen. «Es ist kein Christ im Nationalteam», erklärt Isaac (Name geändert), ein ägyptischer Gemeindeleiter. Und weiter sagt er: «Die Leute, die bei den wichtigsten Profi-Clubs die führenden Positionen innehaben, sind fanatisch. Christen sind deshalb nicht in diesen Mannschaften zu finden.»
«Christen gelten nicht als wahre Ägypter»
In den tieferen Ligen gibt es Teams, die auch Christen aufnehmen, in höhere Mannschaften können sich diese aber gar nicht erst etablieren.
Gerade dieses Beispiel zeigt, wie stark die ägyptische Gesellschaft von der Diskriminierung gegen religiöse Minderheiten durchdrungen ist. «Die Diskriminierung ist Teil der Kultur», erklärt Isaac. «Christen gelten nicht als wahre Ägypter und als Ungläubige.» Entsprechend haben Mitglieder dieser Zehn-Prozent-Minderheit kaum eine Chance auf leitende Positionen in Militär, Polizei oder Geheimdienst. «Es gibt ein paar Polizeioffiziere, aber prozentual gesehen sind sie deutlich untervertreten.»
Lage hat sich verschlechtert
Der Machtantritt von Präsident Al Sissi markierte zwar eine Wende im offiziellen Diskurs über die Christen, hat jedoch nicht zu einem Rückgang der Diskriminierung im täglichen Leben geführt. Die Zahl der Übergriffe verharrte auf einem hohen Niveau.
Christen, besonders Frauen, werden belästigt und diskriminiert, sowohl am Arbeitsplatz wie im öffentlichen Leben. Ehemalige Muslime, die sich dem christlichen Glauben zugewendet haben, können ihren Glauben nicht offen ausüben und stehen unter dem enormen Druck, wieder zum Islam zurückzukehren. Der Staat verunmöglicht eine offizielle Anerkennung ihres Glaubenswechsels im Personalausweis, der in Ägypten permanent gebraucht wird; dagegen wird ein Glaubenswechsel vom Christentum zum Islam in kürzester Frist offiziell registriert.
Im Vergleich zum vergangenen Jahr ist Ägypten auf dem Weltverfolgungs-Index von «Open Doors» von Rang 17 auf Rang 16 vorgerückt, was eine erneute Verschlechterung der Situation der Christen bedeutet.
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Datum: 18.07.2019
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / Open Doors