Die Musik führte ihn um die Welt
In seiner Familie spielte Musik schon immer eine Rolle. Wie sein Vater wählte Ernst nach der Blockflöte das Flügelhorn. «Ich spielte im Dorfverein und bildete mich mit verschiedenen Kursen weiter.» Nachdem Ernst mit 21 zum christlichen Glauben fand, veränderte sich sein musikalische Engagement. «Ich begann, Gitarre zu spielen und zu singen.» So konnte er auch Worte weitergeben – unter anderem in der Jugendgruppe.
Für ein gerade initiiertes, übergemeindliches Projekt mit Band und Chor, übernahm Ernst die Leitung. Da er keine Ausbildung zum Dirigieren hatte, absolvierte er mehrere entsprechende Kurse.
Dann wurde es international
Richtungsweisend zeigte sich die Bekanntschaft mit Lorenz Schwarz, die sich ab 2004 intensivierte. Für eine Konzerttournee in Österreich dachte Ernst, dass es schön wäre, ein Alphorn dabei zu haben. Lorenz nahm die Einladung an und es folgte die erste gemeinsame Tour – es sollte nicht die einzige bleiben. So fand Ernst auch wieder zur Blasmusik zurück. «Neben dem Alphorn nahm ich auch das Flügelhorn wieder zur Hand.»
In den folgenden Jahren waren Lorenz und Ernst oft gemeinsam unterwegs. Sie gaben Konzerte in der Schweiz, aber auch in Deutschland, Österreich, dann in den USA und Kanada. «Zwischen 2007 und 2014 spielten wir auch in Kroatien, Ungarn, Rumänien, Russland und Israel.» Die Jahre waren intensiv und für Ernst nur dank Ehefrau Ruth und seinen Söhnen realisierbar, die sich um den landwirtschaftlichen Betrieb kümmerten.
Der Chor Shalom und internationale Touren
In allen Jahrzehnten blieb Ernst seinem Beruf des Landwirten treu. Daneben war sein musikalisches Engagement zuweilen sehr gross; besonders mit dem Chor Shalom, welcher 2010 die erste Tour in Israel machte. 2013 folgten Konzerte in Nordamerika und 2016 erneut Israel, bevor die für 2020 geplante Nordamerika-Reise Corona zum Opfer fiel.
Daneben gibt es auch andere Aktivitäten: 2015 übernahm Ernst die Leitung der Alphornbibelwoche, welche bis heute jährlich durchgeführt wird. Seit 2007 haben sich die Kontakte mit Amischen zunehmend intensivierte und die Nachfrage nach Konzerten wurde so gross, dass Ernst neben seinem Engagement mit dem Shalom Chor weitere USA-Konzertreisen mit ad hoc Chören organisierte.
Nicht Mainstream mit grossem Publikum
«Chormusik und geistliche Lieder sind mir sehr wichtig», sagt Ernst, wobei er die Bedeutung betont, Lieder in einer Sprache zu singen, die man ohne grosses Überlegen versteht. Lieder haben Kraft, vermitteln nicht nur den Sängern, sondern auch den Zuhörern Mut und Hoffnung. Beim mehrstimmigen Gesang spricht er von einem Kulturgut, welches bewahrt werden sollte.
Dass Chöre an Überalterung leiden, nimmt Ernst sehr wohl wahr. «Auch die Chorprojekte, insbesondere die Reisen zu den Amischen und Mennoniten, interessieren vor allem die Älteren.» Es ist klar, dass die nötigen Kräfte für solche Reisen mit fortschreitendem Alter abnehmen. Der Gewinn der Chorreisen geht jedoch weit über das Musikalische hinaus. Ernst erzählt von einem gemeinsamen Projekt mit einem Kibbuz in Israel im vergangenen Mai. «Wir haben zusammen gegessen, zusammen Unternehmungen gemacht und gegenseitig den Glauben gespürt.» Solche Erfahrungen sind für alle Beteiligten sehr wertvoll. Das Singen im Chor, aber auch das ganze Drumherum. «Es kostet zwar etwas, aber es ist wertvoll.»
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