Jesus sammelte ihre Tränen
Mit nur vier Jahren warf Mallory Garza das Jesuskind durch den Raum – sie wollte nicht die Maria im Krippenspiel ihrer Kirchengemeinde sein. Sie wollte Josef spielen.
«LGBTQ-Menschen sagen, dass sie so geboren werden. Und ich kann das nachempfinden», sagt Mallory Garza. «Bevor ich überhaupt bewusst darüber nachdenken konnte, bevor ich die Worte dafür hatte, war ich ein Wildfang.»
In der Schule spielte sie mit den Jungs Football – nicht zimperlich, sondern mit vollem Körpereinsatz. «Ich beneidete die Jungs. Ich wollte mich so anziehen wie sie, den Gang meines Vaters nachahmen. Ich bin mit Jagen und Fischen aufgewachsen.»
Von Cousine missbraucht
Doch ihre Kindheit wurde schon früh überschattet. Eine Cousine missbrauchte sie sexuell – beim angeblich harmlosen Spielen. Mallory Garza war erst sechs Jahre alt, als diese Cousine ihr auch lesbische Pornos zeigte.
«Damit war die Saat der Homosexualität und der Identitätsverwirrung voll aufgegangen», erinnert sie sich. Obwohl sie mit ihren Eltern regelmässig in die Kirche ging, kämpfte sie innerlich mit Scham, Schuldgefühlen und dem Wunsch, dazuzugehören. «Für die Mädchen war ich nicht mädchenhaft genug, für die Jungen nicht jungenhaft genug – das schwarze Schaf der Familie.»
Bewahrt
Mit acht Jahren betete sie: «Gott, ich weiss, dass es falsch ist, aber ich habe das Gefühl, dass ich so bin. Es tut mir leid.» In dieser Zeit schwankte sie zwischen dem Gedanken, mit 18 auszuziehen, um endlich frei zu sein, und dem Gefühl, «nur ein Pflaster auf eine offene Wunde zu kleben».
Ebenfalls mit acht Jahren wurde sie dabei erwischt, wie sie auf ihrem Handy Pornos schaute. Ihre Mutter schritt ein – und bewahrte sie, wie Mallory Garza heute sagt, vor einem noch dunkleren Weg.
Mit 14 entdeckte Mallory den Sport für sich – Basketball, Crossfit und Gewichtheben wurden ihre neue Welt. Die Disziplin, die der Leistungssport erforderte, bewahrte sie davor, in Alkohol und Drogen abzugleiten – im Gegensatz zu vielen ihrer Freunde. Sport bedeutete, gesund zu bleiben. 2018 und 2019 schaffte sie es sogar in die amerikanische Frauenmannschaft im Gewichtheben.
Am Rand des Suizids
Trotz sexueller Erfahrungen mit Jungs in der Highschool liessen sie die gleichgeschlechtlichen Gefühle nicht los. Immer wieder versuchte sie, sich davon zu befreien. Mit 16 und 17 Jahren machte sie eine Kertwende, rang mit Gott – doch Pornografie zog sie immer wieder in ihren Bann.
Auf dem College in North Carolina erreichte sie einen Tiefpunkt. Verzweiflung und innere Leere trieben sie an den Rand des Selbstmords. «Die Folgen meiner Sünde holten mich ein», sagt sie heute. Die Angst vor der Hölle hielt sie schliesslich von dem Schritt des Selbstmords ab. Zu dieser Zeit lebte sie in einer toxischen Beziehung mit einem Mann, die sie zusätzlich zermürbte.
Zurück nach Hause
Nachdem sie ihr Studium abgebrochen hatte, kehrte sie nach Hause zurück – und ging wieder in die Kirche. Die erste Predigt, die sie dort hörte, handelte von Unzucht und Homosexualität. Es war, als würde Gott direkt zu ihr sprechen.
Mit der Zeit trennte sie sich endgültig von ihrem Ex-Freund, löschte alle intimen Videos und Kontakte. In einem Gottesdienst ging sie schliesslich auf einen Aufruf hin nach vorne – überwältigt von ihren Gefühlen, weinte, betete in Zungen. Dort spürte sie, dass Gott sie aufforderte, das Schweigen über den Missbrauch in ihrer Kindheit zu brechen. «In diesen zwei Stunden geschah etwas Übernatürliches», sagt Mallory Garza.
Endlich frei
Mallory Garza erinnert sich: «Ich wurde frei – von Scham, von Schuld, von den Wunden meiner Vergangenheit. Ich erkannte, dass Gott kein grausamer Gott ist, der das alles zugelassen hat. Er hat mit mir gelitten. Mein Leben lang habe ich mich als Opfer gesehen – aber in Wirklichkeit war Gott die ganze Zeit an meiner Seite. In einer Vision sah ich, wie er meine Tränen auffing.»
Seit zwei Jahren, sagt sie, sei sie «süchtig nach Jesus». Inzwischen ist sie verheiratet und lebt mit ihrem Mann in Fort Worth, Texas. «Es geht nicht darum, sein Verhalten zu korrigieren», betont sie. «Viele glauben, das Ziel des Christentums sei Heterosexualität. Aber das ist nicht das Ziel. Das Ziel ist eine Beziehung zu Jesus.»
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